Mehrjähriges Eis
Meereis in der Arktis und Antarktis kann in mehrere Typen klassifiziert werden. Die Haupttypen sind:
- Junges Eis („young ice“, YI): dünnes (bis 30 cm dick), neues Eis; enthält einige Untertypen; kann glatt oder rau sein.
- Einjähriges Eis („first-year ice“, FYI): während der kalten Saison gebildet; Dicke über 30 cm; Oberfläche kann eben, rau oder zerfurcht sein.
- Mehrjähriges Eis („multiyear ice“, MYI): Eis, das mindestens eine Schmelzperiode überdauert hat; weniger salzig und meist rauer als FYI, aber seine Topographie ist generell glatter als jene des FYI.
Die physikalischen Eigenschaften der verschiedenen Eistypen unterscheiden sich signifikant voneinander. Daher ist die Kenntnis des Meereistyps wichtig für eine Reihe von Aktivitäten, einschließlich der Navigation auf See, der Modellierung des Eis-Ozean-Atmosphärensystems und auch der Fernerkundung anderer, mit dem Meereis verbundener Größen, wie z. B. die Dicke der Schneeauflage auf dem Meereis. Mit dem jüngst beschleunigten Rückgang des MYI in der Arktis hat die tägliche Kartierung dieses Eistyps für viele Anwendungen an Bedeutung gewonnen.
Die MYI-Daten von dieser Webseite stammen von einer neuen, satellitenbasierten Erhebungsmethode des Meereistyps in der Arktis,
mit der prinzipiell YI, FYI und MYI unterschieden werden können. Für diese werden aktive und passive Mikrowellendaten
(Radar-Scatterometer bzw. Radiometer) verwendet. Erstere stammen von dem Sensor ASCAT an Bord der MetOp-Satelliten.
Bis 2015 wurden Daten verwendet, die von Ifremer/CERSAT in das gängige polar-stereographische Gitter (“NSIDC grid”)
interpoliert wurden. Seitdem werden die ASCAT-Daten an der Universität Bremen (Institut für Umweltphysik) in quasi-Echtzeit
interpoliert. Die passiven Mikrowellendaten sind entweder von AMSR-E an Bord des Satelliten Aqua der NASA (bis 2011) oder von AMSR2
an Bord des Satelliten GCOM-W1 der JAXA (seit 2012).
Dieses Verfahren wurde ursprünglich für die Arktis entwickelt und kürzlich auch an die antarktischen Bedingungen angepasst. Mehr
Informationen zur Datengewinnung und zum Algorithmus (mehrjähriges Eis) können hier aufgerufen werden.
Direkt an der Küste kann das Signal des Scatterometers oder Radiometers durch den Einfluss des Landes verfälscht werden, was zu fehlerhaften MYI-Konzentrationen führt. Daher wird in den ersten zehn Tagen der Saison (Ende September) das MYI in einer ein Pixel breiten Zone entlang der gesamten Küste aus den Daten entfernt, es sei denn, es ist mit dem der Küste vorgelagerten MYI verbunden.
Schließlich werden Oberflächentemperatur- und Meereisdriftdaten in mehreren Korrekturläufen zur Berücksichtigung der Auswirkungen von Schmelz-Wiedergefrier-Prozessen, Schneemetamorphose und Meereisdrift verwendet. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass der Wettereinfluss auf die Oberfläche des MYI (einschließlich der Schneedecke) der Grund für erhebliche, tägliche Schwankungen der MYI-Konzentration sein kann und in der östlichen Arktis (Kara- und Laptewsee) unrealistisch hohe MYI-Konzentrationen im März und April auftreten, die wahrscheinlich auf kleine Bereiche des störenden MYI, verursacht durch raues junges Eis (möglicherweise in Verbindung mit nassem Schnee) im vergangenen Herbst, zurückzuführen sind.
Daten zum mehrjährigen Meereis in der Arktis und Antarktis sind für den Zeitraum von 2012 bis heute bzw. 2013 bis heute verfügbar und werden von der Universität Bremen (Institut für Umweltphysik) bereitgestellt. Da die Datengewinnung während der Schmelzsaison nicht funktioniert, umfassen die Daten normalerweise die Monate der Gefriersaison Oktober bis Mai (Arktis) bzw. Februar bis Oktober (Antarktis).
Hinweis: Für die hier zur Verfügung gestellten Daten zum mehrjährigen Meereis (insbesondere in der Antarktis) kann zur Zeit kein Anspruch auf Richtigkeit gewährleistet werden. Bitte beachten Sie dazu auch die hier angegebenen Hinweise.
Für die Nutzung von meereisportal.de, bitte folgendes zitieren:
- Grosfeld, K.; Treffeisen, R.; Asseng, J.; Bartsch, A.; Bräuer, B.; Fritzsch, B.; Gerdes, R.; Hendricks, S.; Hiller, W.; Heygster, G.; Krumpen, T.; Lemke, P.; Melsheimer, C.; Nicolaus, M.; Ricker, R. and Weigelt, M. (2016), Online sea-ice knowledge and data platform <www.meereisportal.de>, Polarforschung, Bremerhaven, Alfred Wegener Institute for Polar and Marine Research & German Society of Polar Research, 85 (2), 143-155, doi:10.2312/polfor.2016.011 (PDF).
Die Nutzung der entsprechenden Daten aus dem Datenportal von meereisportal.de ist bitte wie im Weiteren angegeben zu zitieren.
Für alle Daten des mehrjährigen Eises, bitte
- den folgenden Satz in die Danksagung mitaufnehmen: Daten des mehrjährigen Eises von DATUM bis DATUM stammen von https://www.meereisportal.de (Förderung: REKLIM-2013-04).
- zitieren: Ye, Y.; Shokr, M.; Heygster, G. and Spreen, G. (2016), Improving multiyear ice concentration estimates with ice drift, Remote Sensing, 8(5), 397, doi:10.3390/rs8050397.
- zitieren: Ye, Y.; Heygster, G. and Shokr, M. (2016), Improving multiyear ice concentration estimates with air temperatures, IEEE Transactions on Geoscience and Remote Sensing, 54(5), 2602–2614, doi:10.1109/TGRS.2015.2503884.
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Für die Daten des mehrjährigen Eises in der Antarktis, bitte
- zitieren: Melsheimer, C.; Spreen, G.; Ye, Y.; Shokr, M. (2019): Multiyear Ice Concentration, Antarctic, 12.5 km grid, cold seasons 2013-2018 (from satellite). PANGAEA, doi.org/10.1594/PANGAEA.909054.
Falls Sie Fragen oder Schwierigkeiten haben wenden Sie sich bitte an: Meereisportal Team.